von Stefan Schär
Kaum zu glauben, aber doch wahr: Mit
140 Zeichen lassen sich Geschichten erzählen. Manche sagen: Bessere als
mit 1'000 Seiten. Die mögen recht haben. Denn Platz alleine war noch nie
die Grundlage für spannende Unterhaltung. Trotzdem, es erscheint eher
mühsam Krieg und Frieden auf Twitter zu lesen - selbst als
Kurzform. Da kommt das Medium an seine Grenzen. Auf der anderen Seite:
Wer in einem Twitter-Satz mehr als fünf Fehler schreibt, wird sich wohl
an einer A4-Seite die Zähne ausbeissen. Und sowieso: 1:0 gewonnen!
braucht nicht einmal 140-Zeichen und trotzdem ist alles gesagt: Das
Resultat, die Freude und meistens auch, dass man erst viel später nach
Hause gehen wird.
Die Kunst des Twitterns ist also die Reduktion.
Die Konzentration auf das Wesentliche, das Weglassen, was es nicht
braucht. Manchmal auch den ganzen Tweet. Denn auch bei 140 Zeichen gilt:
Nicht alles was Platz hat, verdient sich einen Platz im Leben der
anderen. Da gilt es abzuwägen, zu überdenken, sich in die Situation der
anderen einzudenken und wegzulassen, wo Zweifel besteht.
Irrschwätzer
haben keinen Platz. Zumindest nicht auf die Dauer. Weder im wahren
Leben noch auf irgendeiner Plattform - denn schliesslich gilt: Content
is King. Die Maxime ist also klar: Nur schreiben, wenn man wirklich 'was
zu sagen hat. Und ja: Das ist schwierig - aber auch spannend und bringt
einem persönlich weiter. Weil man Wichtiges von Unwichtigem zu trennen
beginnt. Und das hilft immer.
Aber was ist wichtig, was
newswertig, was ist Überfluss und was grottenschlecht? Gute Frage!
"Kommt auf die Follower an" ist vermutlich die richtige Antwort. "Und
auf den Sender", die vermutlich notwendige Ergänzung. Dass die
Kaffeemaschine neu einen roten statt wie bis anhin einen grauen Knopf
hat, mag wohl kaum die Leidenschaft der grossen Mehrheit zu befeuern.
Möchte man meinen.
Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Einer
hat es vorgemacht. Ein Dauer-Twitterer im positiven Sinne. Einer, der
gefühlt in tausendundeinem Tweet pro Tag seine subjektiven Eindrücke aus
seinem Leben berichtet und seine Follower an allem Teil haben lässt.
Über dreissig Personen haben diesen Tweet retweetet. Irgendwie musste er
- der Tweet - also wichtig sein. So wichtig, dass er es schliesslich
sogar in diesen Blog geschafft hat.
Das ist aber eher zufällig und
definitiv nicht der Fall, wenn der Sender der Kaffeemaschinenbauer
selber gewesen wäre. Als Teil einer Lebensgeschichte vermochte der Tweet
also bestehen, als einzelne Botschaft aber fiele er tief. Schliesslich
macht der Kontext den Content erst zu dem, was er ist: Zum König.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen