Donnerstag, 21. Juni 2012

140 Zeichen für einen Sieg

von Stefan Schär

Kaum zu glauben, aber doch wahr: Mit 140 Zeichen lassen sich Geschichten erzählen. Manche sagen: Bessere als mit 1'000 Seiten. Die mögen recht haben. Denn Platz alleine war noch nie die Grundlage für spannende Unterhaltung. Trotzdem, es erscheint eher mühsam Krieg und Frieden auf Twitter zu lesen - selbst als Kurzform. Da kommt das Medium an seine Grenzen. Auf der anderen Seite: Wer in einem Twitter-Satz mehr als fünf Fehler schreibt, wird sich wohl an einer A4-Seite die Zähne ausbeissen. Und sowieso: 1:0 gewonnen! braucht nicht einmal 140-Zeichen und trotzdem ist alles gesagt: Das Resultat, die Freude und meistens auch, dass man erst viel später nach Hause gehen wird.

Die Kunst des Twitterns ist also die Reduktion. Die Konzentration auf das Wesentliche, das Weglassen, was es nicht braucht. Manchmal auch den ganzen Tweet. Denn auch bei 140 Zeichen gilt: Nicht alles was Platz hat, verdient sich einen Platz im Leben der anderen. Da gilt es abzuwägen, zu überdenken, sich in die Situation der anderen einzudenken und wegzulassen, wo Zweifel besteht.

Irrschwätzer haben keinen Platz. Zumindest nicht auf die Dauer. Weder im wahren Leben noch auf irgendeiner Plattform - denn schliesslich gilt: Content is King. Die Maxime ist also klar: Nur schreiben, wenn man wirklich 'was zu sagen hat. Und ja: Das ist schwierig - aber auch spannend und bringt einem persönlich weiter. Weil man Wichtiges von Unwichtigem zu trennen beginnt. Und das hilft immer.

Aber was ist wichtig, was newswertig, was ist Überfluss und was grottenschlecht? Gute Frage! "Kommt auf die Follower an" ist vermutlich die richtige Antwort. "Und auf den Sender", die vermutlich notwendige Ergänzung. Dass die Kaffeemaschine neu einen roten statt wie bis anhin einen grauen Knopf hat, mag wohl kaum die Leidenschaft der grossen Mehrheit zu befeuern. Möchte man meinen.

Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Einer hat es vorgemacht. Ein Dauer-Twitterer im positiven Sinne. Einer, der gefühlt in tausendundeinem Tweet pro Tag seine subjektiven Eindrücke aus seinem Leben berichtet und seine Follower an allem Teil haben lässt. Über dreissig Personen haben diesen Tweet retweetet. Irgendwie musste er - der Tweet - also wichtig sein. So wichtig, dass er es schliesslich sogar in diesen Blog geschafft hat.

Das ist aber eher zufällig und definitiv nicht der Fall, wenn der Sender der Kaffeemaschinenbauer selber gewesen wäre. Als Teil einer Lebensgeschichte vermochte der Tweet also bestehen, als einzelne Botschaft aber fiele er tief. Schliesslich macht der Kontext den Content erst zu dem, was er ist: Zum König.

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